Berufsunfähigkeit bei Chronischem Fatigue-Syndrom (CFS)

Eine Berufsunfähigkeit bei Chronischem Fatique-Syndrom durchzusetzen kann sehr anspruchsvoll sein. Obgleich Betroffene unter schweren Symptomen leiden, lehnen BU-Versicherer oft ab und bestreiten eine gesicherte Diagnose. 

Kostenlose Erstberatung

In der Berufsunfähigkeitsversicherung sind Versicherte mit Fatique-Syndrom (ME/CFS) oftmals mit großen Schwierigkeiten bei der Beantragung einer BU-Rente konfrontiert. Berufsunfähigkeitsversicherer verzögern oder zahlen nicht. Hintergrund ist, dass Symptome von Fatique sehr unspezifisch sein und auch auf andere Erkrankungen hinweisen können. Betroffene werden oft auf einen spezialisierten Rechtsanwalt für die Berufsunfähigkeit angewiesen sein, um ihre Ansprüche durchzusetzen.

Inhalt: Berufsunfähigkeit Fatique-Syndrom

Kontaktformular zur Erstberatung

Was ist das Chronische Fatigue-Syndrom?

Fatique und Chronisches Fatigue-Syndrom oder Myalgische Enzephalomyelitis (ME/CFS) müssen voneinander unterschieden werden.

Der Begriff Fatigue bedeutet im Französischen und Englischen so viel wie „Erschöpfung“, „Müdigkeit“ oder „Ermüdung“. Mit dem Begriff wird eine Gruppe von Erschöpfungssymptomen beschrieben, die verschiedene andere chronische Grunderkrankungen begleitet und Folge dieser ist. Beim Chronischen Fatigue-Syndrom bzw. der Myalgische Enzephalomyelitis (ME/CFS)

handelt es sich hingegen um eine schwere neuroimmunologische Multisystemerkrankung. Die Erkrankung gilt als wenig erforscht. Die Deutsche Gesellschaft für ME/CFS e.V. beschreibt einen ca. 40-jährigen Forschungsrückstand im Vergleich zu Multipler Sklerose. In Abgrenzung zum Symptom bzw. Begleitsymptom Fatigue, das im Zusammenhang mit schweren anderen Grunderkrankungen auftritt, stellt CFS/ME eine völlig eigenständige Erkrankung dar. Aus dem Begleitsymptom Fatigue kann sich auch ein Chronisches Fatigue-Syndrom entwickeln.

Berufsunfähigkeitsversicherung und Chronisches Fatigue-Syndrom

Wie jede andere Erkrankung kann auch ME/CFS zu Berufsunfähigkeit führen. Studien gehen davon aus, dass über 60% der Erkrankten arbeitsunfähig sind. In der BU-Versicherung bestehen allerdings spezifische Probleme, die es Betroffenen schwer machen, die bedingungsgemäße Berufsunfähigkeit bei einem Chronischen Fatigue-Syndrom zu beweisen.

Sichere Diagnose ME/CFS ist nicht erforderlich!

Die Versicherer und ihre Rechtsanwälte behaupten gern, eine sichere Diagnose von ME/CFS sei nicht erfolgt oder möglich und es bestünden Zweifel, ob überhaupt eine Erkrankung vorläge. Durch diese Behauptungen sollen Versicherte und (unerfahrene) Rechtsanwälte in die Irre geführt werden.  Auf die sichere Diagnose einer bestimmten Erkrankung kommt es nicht an sondern einzig und allein auf die Symptome, die eine Erkrankung verursacht.

Bei der Beantragung einer BU-Rente genügt es, wenn der Arzt diejenigen Symptome bestätigt, die zur Beeinträchtigung der Arbeitskraft führen. Sicher ist es immer empfehlenswert, einen etwas ausführlicheren Bericht eines Arztes einzureichen, der sich mit ME/CFS auskennt und die Leistungsbeeinträchtigungen fundiert beschreiben kann.

Es macht dagegen keinen Sinn, sich mit dem Berufsunfähigkeitsversicherer über die gesicherte Diagnose Chronisches Fatigue-Syndrom zu streiten. Dieser Streit ist Taktik und wird auch von Rechtsanwälten der Versicherer vor Gericht weitergeführt. Auch hier ist es in der Regel müßig, sich über einzelne Diagnosen zu streiten. Es kommt hierauf schlichtweg nicht an.

Wann ist man wegen Chronischem Fatigue-Syndrom berufsunfähig?

Um eine Rente zu erhalten, müssen die Voraussetzungen für die Berufsunfähigkeit vorliegen und dargestellt werden. Wichtigste Voraussetzung ist, dass der Versicherte aufgrund der Erkrankung zu mehr als 50% dauerhaft nicht mehr in der Lage ist seinen Beruf auszuüben. Die Darstellung der Berufsunfähigkeit wegen MD/CFS erfolgt in der Regel anhand einer Tätigkeitsbeschreibung / Arbeitsbeschreibung, aus der die einzelnen Belastungen hervorgehen. Eine solche Darstellung ist oftmals sehr anspruchsvoll.

Muss ich zum Gutachter der Versicherung?

Viele Versicherte fragen sich, ob sie sich von einem Gutachter der Versicherung untersuchen lassen müssen. Leider ist die Antwort: Ja. Es gehört zu den Obliegenheiten des Versicherungsnehmers sich von einem Arzt untersuchen und begutachten zu lassen. Diesen Arzt darf der Versicherer bestimmen.

Leider ist es oftmals so, dass Versicherer vorgebliche „Gutachterinstitute“ beauftragen. An der Neutralität dieser Einrichtungen sind in den meisten Fällen erhebliche Zweifel angebracht. Berufsunfähige Versicherte können aber die Begutachtung durch solch eine Einrichtung aber nicht verweigern. Eine Verweigerung ist sogar gefährlich, da der Versicherer aufgrund der fehlenden Mitwirkung leistungsfrei sein könnte. Eine Klage würde gar als „derzeit unbegründet“ vom Gericht abgewiesen werden.

Hilfe vom Rechtsanwalt

Es empfiehlt sich bei ME/CFS frühzeitig einen spezialisierten Rechtsanwalt für Berufsunfähigkeitsversicherung zu beauftragen. Die Schwierigkeiten ohne Gerichtsverfahren eine BU-Rente durchzusetzen, müssen als hoch angesehen werden. Sofern eine Rechtsschutzversicherung besteht, kann in der Regel eine Deckungszusage erlangt werden, wenn der Berufsunfähigkeitsversicherer verzögert.

Was sind die Symptome beim Chronisches Fatigue-Syndrom?

Das typische Leitsymptom bei ME/CFS ist die Post-Exertionelle Malaise (PEM), einer heftigen und andauernden Verstärkung der vorhandener Symptome gekennzeichnet, die bereits nach nur geringer körperlicher oder geistiger Anstrengung auftreten kann.

Zu den Symptomen gehören Schwäche und Muskelschmerzen, eine Verschlechterung des Allgemeinzustands und Symptome wie bei einem grippalen Infekt. Allein Zähneputzen, Duschen, Kochen, Einkaufen oder das Zurücklegen nur einiger Schritte können die PEM auslösen. So werden die kleinsten Aktivitäten zur reinen Qual und führen teils zu Tagen andauernder Bettruhe. Bei besonders stark betroffenen Personen können diese Symptome sogar nur durch das Umdrehen im Bett und die Anwesenheit von mehreren Personen in einem Raum ausgelöst werden. Kurzum: Geringste körperliche Belastung führt bei Betroffenen zum Auftreten der PEM.

Die Symptomatik bei Menschen, die an CFS/ME leiden, ist komplex. Weitere typische Beeinträchtigungen beruhen auf Symptomen des autonomen Nervensystems, wie Herzrasen, Schwindel, Benommenheit sowie Schwankungen des Blutdrucks, wodurch das Stehen und Sitzen nahezu unmöglich werden (Orthostatische Intoleranz). Außerdem leiden die Betroffenen an neurokognitiven Störungen, zu denen Konzentrationsstörungen, Merk- und Wortfindungsstörungen (als Brain Fog bezeichnet) zählen. Der Brain Fog kann wiederum durch orthostatische Belastungen verstärkt werden. Bei den Erkrankten kann es zudem zu Desorientierung und unscharfer Sicht kommen. Auch besteht bei betroffenen Personen eine Überempfindlichkeit auf Sinnesreize. Neben diesen Symptomen leiden die Betroffenen an immunologischen Symptomen (generelles Krankheitsgefühl und Anfälligkeit für Infekte, Halsschmerzen, Atemwegsinfekte, geschwollene/schmerzhafte Lymphknoten). Auch Muskelschmerzen, -zuckungen und -krämpfe, Gelenk- und Kopfschmerzen sowie Schlafstörungen zählen zu den Symptomen bei CFS/ME.

Betroffene Personen sollten auf diese Symptome im Zusammenhang mit den genannten Risikofaktoren und Auslösern achten.

Bei der Beantragung einer Berufsunfähigkeitsrente ist es immer wichtig, die komplexen Symptome von CFS/ME möglichst ausführlich zu schildern und darzustellen, wie sich diese auf die berufliche Tätigkeit auswirken.

ME/CFS und COVID-19

Besonders im Zusammenhang mit Berufsunfähigkeit und COVID-19 ist Fatigue als eine mögliche Langzeitfolge einer Infektion mit dem Virus in den Fokus gerückt. Es stellt hier eines der häufigsten Symptome von Long-COVID-Verläufen dar und kann sich ebenfalls zu CFS/ME entwickeln. Experten nehmen laut Deutscher Gesellschaft für ME/CFS e.V. an, dass durch COVID-19 Infektionen die Zahl der an CFS/ME Erkrankten auf das doppelte angestiegen sei. Überhaupt entsteht CFS/ME recht häufig im Nachgang einer Virusinfektion. Hier ist die Infektion mit dem Virus als Auslöser zu sehen, wobei bereits einige Risikofaktoren, wie Immundefekte, weitere CFS-Fälle im familiären Umfeld und verschiedene psychische sowie physische Belastungsfaktoren wie Burnout oder Depression, bestehen und zu Berufsunfähigkeit führen können.

Fazit

Die Durchsetzung einer BU-Rente bei einem Chronischen Fatigue-Syndrom kann recht anspruchsvoll sein. Schwierigkeiten mit den Versicherern sind leider häufig.

In folgenden Fällen sollten Sie immer einen spezialisierten Rechtsanwalt für Berufsunfähigkeit zu Rate ziehen:

Hilfe für Menschen mit CFS/ME

Bei folgenden Vereinigungen können Betroffene weitere Information und Hilfe finden:

Selbstverständlich steht das Angebot einer kostenlosen Ersteinschätzung allen Versicherungsnehmern in der Berufsunfähigkeitsversicherung, die unter einem Chronischen Fatigue-Syndrom (CFS/ME) leiden, offen. In einem ersten Gespräch lassen sich Hintergründe der Probleme mit dem Versicherer meistens gut analysieren und das weitere Vorgehen zur Durchsetzung der BU-Rente planen.

RA Stephan Schneider hat 4,98 von 5 Sternen 48 Bewertungen auf ProvenExpert.com